Art
Machbarkeitsstudie

Bauherr
Demos Wohnbau GmbH, München

Geschoßfläche
18.500 m²

Umfang:
ca. 1,38 ha Grundstück
200 Wohnungen mit Tiefgarage
und Greenhousing-Konzept auf zwei Ebenen

Anlass und Ziel der Planung
Im Rahmen einer städtebaulichen Studie wird nach Abbruch der bestehenden „Grundschule Ost“, Pappelstraße 10 in der Gemeinde Taufkirchen, auf dem ca. 1,38 ha großen Grundstück ein innovativer Wohnungsbau vorgeschlagen. Besonderer Wert wird bei dieser Studie auf das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit gelegt.

Städtebauliches Konzept
Das Grundstück bildet das südliche Ende des Grünzugs „Am Wald“ und besitzt aufgrund seines Bezugs zur Natur und der ruhigen Lage überaus große Qualitäten. Der gegenwärtige Schulbau auf dem Grundstück jedoch stellt keinen angemessenen und prägnanten städtebaulichen Abschluss des Grünzugs im Süden mit seinen 2 Stockwerken dar. Der nördliche Abschluss des Quartiers wird hingegen mit den Hochhäusern im Norden mit bis zu ca. 43 m Höhe markiert. Durch die Planung soll ein markantes und kraftvolles Ende am südlichen Abschluss des Grünzugs geschaffen werden.

Durch die konzeptionelle Gliederung eines großflächigen Bauvolumens auf dem Grundstück entstehen eine geschützte Hofstruktur zum Straßenraum im Westen und ein freistehender Einzelbaukörper im Osten. Dieser Einzelbaukörper greift mit seinem herausragenden Solitär
(13 Stockwerke) den Maßstab der bestehenden Hochpunkte im Norden des Grünzugs auf und bildet das entsprechende Pendant im Süden.
Er wirkt jedoch durch seine geringeren Außenmaße wesentlich zierlicher als der Bestand und stellt mit Bedacht einen weiträumig sichtbaren, städtebaulichen und repräsentativen Akzent im Gesamtgefüge dar.

Somit entsteht hier ein identitätsstiftender Baukörper, der durch seine klare Kubatur einen bewussten Gegensatz zur heterogenen Formensprache der Nachbarschaft herstellt. Er fügt sich, trotz seiner besonderen Ausformulierung, durch seine Proportionen und seine Höhenstaffelung gleichwohl rücksichtsvoll in die Nachbarschaft ein und dient gleichzeitig als visueller Kompass für das gesamte Gebiet.

Das vorgeschlagene, differenzierte Wohnungsangebot soll zukünftig eine durchmischte Bewohnerstruktur und eine damit verbundene soziale Vielfalt im Gebiet fördern. Im Rahmen der Vorgaben „Soziale Stadt“ der Gemeinde Taufkirchen wird zudem eine Einzelhandelsnutzung zur Nahversorgung in die Planung im Westen der Hofbebauung integriert. Durch die Lage im Erdgeschoss an der Pappelstraße wird die Adressbildung, Vielfalt und Identität des Quartiers gefördert. Ein Tages-Café mit südwestorientierter Terrasse und eine kleine, einladende Platzfläche mit der Option zur Außenbestuhlung („Plaza“ – mit Sonne vom Nachmittag bis in den Abend) erweitern das Angebot. Auf diese Weise wird eine attraktive – bisher in dieser Qualität nicht vorhandene – Eingangssituation zum geplanten Wohnquartier und zum bestehenden Grünzug geschaffen.

Ebenfalls ein Mehrangebot von sozialen Treffpunkten im Grünzug wird als wichtig erachtet. Daher wird ein Gemeinschaftsbereich für Jugendliche im Erdgeschoss des Hochpunktes vorgeschlagen. Zusätzlich könnten für kleinere Veranstaltungen und den informellen Austausch zwischen den Hausbewohnern multifunktionale Räumlichkeiten mit großzügiger Dachterrasse im 13. Obergeschoss angeboten werden.

Freiflächenkonzept

Der motorisierte Individualverkehr wird frühzeitig im Westen durch die Tiefgarageneinfahrt abgefangen. Das Grundstück wird im Inneren ausschließlich durch Fuß- und Radwege erschlossen. Den Bewohnern – und insbesondere den Kindern – stehen somit großzügige geschützte, sichere, fahrverkehrs- und immissionsfreie Freiflächen zur Verfügung. Auf diese Weise können ebenfalls die versiegelten Flächen minimiert und der durchgrünte Charakter der Umgebung weitergeführt werden.

Die großzügige Zäsur zwischen den geplanten Baukörpern erzeugt sowohl eine Erweiterung des bestehenden Grünraumes in Richtung Süden wie auch eine optimale Vernetzung der Neuplanung mit der bestehenden Nachbarschaft. Es werden neue hochwertige Erholungsräume in der erweiterten üppig grünen Parklandschaft geschaffen. Die große Diversität an Aufenthalts-, Besonnungs -und Verweilqualitäten der Freiräume wird entsprechend ausgestaltet vorgeschlagen.

Die räumliche Erweiterung des Grünzugs verbindet sich fließend mit der bestehenden Struktur und soll unter dem Titel „Wald“ fortgesetzt werden. Die Bepflanzung ist dabei sehr naturnah geplant und orientiert sich an der ursprünglich vorhandenen Vegetation, dem Eichen-Hainbuchen-Lohwald (Hainbuche, Trauben- und Stieleiche, Winterlinde, Vogelkirsche, Rotbuche, Esche und Feldahorn). Unter dem Motto „Dschungel“ soll der bestehende Freibereich im Norden mit seinen Bestandsbäumen als Spielfläche für Kinder ab 6 Jahren genutzt werden.
In die üppige Bepflanzung eingebettet finden sich mit Holzhackschnitzeln ausgekleidete Spielkuhlen mit Spielgeräten aus Holz und Baumstämmen. Der Innenhof als „Geheime Garten“ wirkt trotz privaterem Charakter durch seine offenen Durchgänge im Erdgeschoss dennoch einladend und durchlässig. Übersichtlich gestaltet, mit einen Spielband und Baumgruppen, eignet er sich besonders als Spielfläche für Kleinkinder.

Der Grünzug wird in der Architektur des Bestands ausschließlich als öffentlicher Raum interpretiert. Er bleibt insbesondere in den Bereichen der bestehenden Zeilenbebauungen ohne Zugänglichkeit aus den Erdgeschosswohnungen und ohne private Freibereiche (Hochparterre mit Balkonen im Erdgeschoss). Im bewussten Gegensatz dazu sollen die Privatgärten der neuen Anwohner mit direktem Austritt und Bezug zum Grünzug zur Lebendigkeit des Ortes beitragen. Durch die moderate Anhebung des Innenhofs und der Vorgärten um 0,6 m bis 1,0m bleibt dennoch eine ausreichende Privatheit der Wohnungen und der Gartenanteile gewahrt. In einer schwingenden Linie setzen sich die  Privatgärten durch frei wachsende und blühende Sträucher ab.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Das Bauvorhaben bietet die Chance, einen wertvollen Beitrag zu den wichtigen Themen Ökologie und Nachhaltigkeit im Bauwesen zu liefern. Ein besonderes Augenmerk legt die Planung auf innovative Konzepte der Fassadenbegrünung. Damit einhergehende Aspekte der Bepflanzung wie z.B. die Luftreinigung, die wachsende Artenvielfalt und der Regenwasserrückhalt tragen zu einem positiven ökologischen Beitrag zum Umweltschutz bei.

Die grüne Fassade verläuft als eine umlaufende Schicht mit vertikaler und horizontaler Struktur im Westen, Süden und Osten der Baukörper. Diese ist als Hybrid-System aus einer Direktbepflanzung im Erdreich und Pflanzkübeln an der durchgängigen, vorgelagerten Balkonkonstruktion der privaten Freisitze angebracht. Die horizontal angebrachten Pflanzkübelkonstruktionen können einfach vom Freibereich der Bewohner bepflanzt werden. Bewohnerunabhängig wird die Bewirtschaftung der vertikalen Pflanzelemente von der Hausverwaltung vorgeschlagen, um das begrünte, lebendige Fassadenbild dauerhaft zu gewährleisten. Die leichte Balkonkonstruktion bietet einen zusätzlichen Witterungs-, Sonnen- und Sichtschutz der Fassade an. Außenwohnräume mit direktem Blick in die Natur und einer ästhetischen Bepflanzung laden zum Verweilen ein.

Fazit
Das Quartier „Am Wald“ in der Gemeinde Taufkirchen könnte durch die beschriebene Planung mit zusätzlichen Angeboten an die Öffentlichkeit eine erhebliche Aufwertung erfahren. Durch die Baukörperdimensionierung und Gliederung, sowie durch die vorgeschlagene feinmaßstäbliche, begrünte Fassadenstruktur und differenzierte Gestaltung fügt sich das Bauvorhaben ganz selbstverständlich in den Ort ein und bildet einen offenen, lebendigen Abschluss am südlichen Ende des Grünzugs.

Machbarkeitsstudie, Städtebauliche Gesamtkonzeption, Entwurfsplanung, Leitdetails
Goergens Miklautz Partner GmbB, München
Christian Weigl, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt u. Stadtplaner

Projektleiterin:
Hinda Bouabdallah, M.A. Univ. Architektur

Rendering
Constantin Wolf, 80469 München

Modellbau
Bures + Kratzer, Uppenbornstraße 22, 81735 München