Art
Mehrfachbeauftragung

Auszeichnung
2. Rang bzw. 3. Preis

Preisgericht
08/2025

Auslober:
JACK Immobilien und Projektentwicklungs GmbH
Leitershofer Straße 40
86157 Augsburg

Umfang:
BGF ca. 10.750 m²
BRI  ca. 33.750 m³


Allgemein
Gegenstand der Mehrfachbeauftragung ist die städtebauliche und freiräumliche Planung für die Neubebauung des Linde-/Spectrum-Areals in Augsburg-Kriegshaber. Mit der Planung von Wohnen und weiteren gewerblichen Funktionen soll ein städtebaulich attraktives Entree des Stadt-einganges Augsburg-Kriegshaber entstehen.

Anlass und Zweck der Mehrfachbeauftragung
Spectrum- und Linde-Areal liegen aneinandergrenzend in exponierter Lage am Stadtteileingang von Kriegshaber. Hier kreuzen sich die Ulmer Straße und die Kriegshaber bzw. Neusäßer Straße. Die JACK Immobilien und Projektentwicklung GmbH beabsichtigt, das Linde-Areal zeitnah gemeinsam mit dem Spectrum-Areal in zwei Bauabschnitten zu einem städtebaulich attraktiven Entree nach Augsburg zu entwickeln. Die Stadt Augsburg als Eigentümerin des Linde-Areals und Baugenehmigungsbehörde möchte dies im Rahmen eines Qualitätssicherungsverfahrens begleiten. Im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung „Städtebau und Freiraum“ sollen Konzepte für die Entwicklung des Planungsareals zu einem lebenswerten urbanen Quartier erarbeitet werden.

Städtebauliches Konzept
Grundsätzlich wird für die neue Bebauung entlang der Ulmer Straße die geschlossen benachbarte Bestandsbebauung mit vier Vollgeschossen plus einem ausgebauten Dachgeschoss in Bezug auf Traufhöhe, Gebäudegrößen, Wechsel zwischen Giebel und Dachflächen aufgegriffen und somit eine sinnhafte Fortführung angeboten, die in harmonischer Weise dem Denkmalschutz Rechnung trägt.

Entlang der Neusäßer Straße wird die geschlossen Bauweise fortgeführt und um die Maßstäblichkeit zu wahren und um auf den Zuschnitt des Grundstücks zu reagieren  in einer vertikal gestaffelten Fassade mit Flachdach. Zum Friedhof hin beträgt die Geschoßigkeit hier nur noch 3 Vollgeschosse und endet mit einer begrünten Fassade.
Im Innenhof liegen drei reine Wohngebäude mit gemischten Wohnungsgrößen bis hin zu 4 Micro Stadthaus- Einheiten. Diese sind jeweils mit nur 3 Vollgeschossen konzipiert, so dass eine Rettung mittels Handleitern durch die Feuerwehr erfolgen kann.

Freiraumplanerisches Konzept
Die gesamte Höhen und Freianlagenplanung ist grundsätzlich so konzipiert, dass die natürliche Höhenlage und somit die Anschlüsse an die Nachbarschaft grundsätzlich beibehalten wird. Lediglich im Bereich der Zufahrt von der Ulmer Straße wird für die Erschließung und Andienung (Besucherstellplätze, Fahrradabstellplätze, Müllabholung, Zufahrt Tiefgarage, Aufstellung Feuerwehr) ein Tiefhof ausgebildet.

Im Innenhof gruppieren sich somit drei Wohngebäude um einen tiefer liegenden Platz und die höher gelegenen Niveaus, die für die privaten und öffentlichen Freiflächen genutzt werden können und sämtliche Bestandsbäume respektvoll integrieren.

Die gewünschte Verbindung zwischen der Kirche und dem Friedhof nutzt die Zufahrt und zieht sich sinnvollerweise direkt durchs Quartier auf einen Zwischenplatz mit Bänken zum Ausruhen und der Figur des Heiligen Johannes von Nepomuk.
Um den unteren Hof sind auch die barrierefreien Rampen platzsparend angeordnet und ermöglichen neben den kurzen Treppenverbindungen die barrierefreie Anbindung aller Gebäude, des Herrgottsweges und der Synagoge.

Es wurde neben den großen begrünten Dachflächen auch Wert auf große unversiegelte Flächen gelegt, um die Versickerung und zielführende Wasserhaltung zu ermöglichen.

Die Tiefgaragen sind sinnvollerweise in den Hang terrassenartig/ Split Level mäßig eingearbeitet und ermöglichen so kurze Rampen und eine ausreichende Überdeckung von ca. 1m, die auch intensive Begrünung ermöglicht. Auch der westliche Vorplatz vor dem Micro Wohnen ermöglicht oberirdische Besucherstellplätze für das Gewerbe, Müllabtransport, Fahrradständer und die Aufstellfläche für die Feuerwehr.

Typologische Entwurfsidee Gebäude und Freianlagen
Die Gebäude und die Fassaden an der Ulmer Straße orientieren sich in ihrer Schlichtheit bewusst an den östlichen Bestandsbauten und bilden gleichwohl mit der Reihung der drei Giebel einen eigenen und besonderen Abschluss der Hauszeile. Die Bebauung der Micro Apartments ordnet sich mit einem Flachdach bewusst unter und bildet so den städtebaulichen Übergang zum Friedhof.

Die Freiflächen sind je nach Bedarf versiegelt/ begrünt und ermöglichen ein abgestuftes Freiflächenkonzept von  stark frequentiert bis privat genutzt. Jeder Wohnung der Innhofbebauung und nahezu allen Micro Apartments sind private Freiflächen in Form von Terrassen oder Balkonen zugeordnet.

Schallschutzmaßnahmen
Durch die – bis auf die notwendige Zufahrt in der Ulmer Straße- insgesamt geschlossen Bauweise entlang der Ulmer und der Neusäßer Straße wird grundsätzlich ein wirksamer Schallschutz für die Fassaden der Randbebauung zum Innenhof und die Bebauung im Innenhof ermöglicht.

Die Wohnungen in der Ulmer Straße sind alle durchgesteckt und es wird somit ermöglicht jeweils auch Schlafräume zum ruhigen Innenhof zu organisieren.
Für das Micro Wohnen erfolgt die Erschließung über Laubengänge zur Straße, so sind nahezu alle Micro Apartments nach Westen zum ruhigen Innenhof ausgerichtet.

Die verbleibenden wenigen Apartments, die nach Süden zur Ulmer Straße ausgerichtet sind und auch die Fenster der Aufenthaltsräume der Randbebauung an der Ulmer Straße erhalten Schallschutzfenster. Die Wohnbebauung im Innenhof ist durchwegs als unkritisch in Bezug auf Schallimmissionen zu betrachten.

Städtebau und Freiraumplanung
Goergens Miklautz Partner GmbB, München
Kurt Mattei, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner

Freiraumplanung G+M:
Olga Ulanovskaya, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin ByAK


Rendering/Perpektive
Constantin Wolf, A-1160 Wien